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Erste vollautomatische Medikamentenversorgung startet

Erste vollautomatische Medikamentenversorgung startet

Uniklinikum Erlangen führt als erstes bayerisches Uniklinikum das Unit-Dose-System zur patientenindividuellen Arzneimittelversorgung ein

Für noch mehr Sicherheit in der Arzneimitteltherapie hat die Apotheke (Chefapotheker: Prof. Dr. Frank Dörje) des Uniklinikums Erlangen jetzt das Unit-Dose-Konzept installiert, ein vollautomatisches Verpackungs- und Abgabesystem in der stationären Medikamentenversorgung. Mit der Einführung dieser innovativen Technologie schließt das Uniklinikum Erlangen als erstes der sechs bayerischen Uniklinika die letzte Lücke im sogenannten Closed-Loop-Medication-Management (CLMM), einem in sich geschlossenen digitalen Medikationsprozess für den stationären Bereich.

Der CLMM-Kreislauf für stationäre Patientinnen und Patienten besteht aus insgesamt vier Schritten: „Auf Schritt eins – die elektronische ärztliche Verordnung eines Medikaments – folgt als zweiter Schritt dessen pharmazeutische Plausibilitätsprüfung etwa zu gegebenenfalls notwendigen Dosisanpassungen sowie zu eventuellen Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen“, erläutert Prof. Dörje. Den dritten Schritt der CLMM-Schleife übernehmen am Uniklinikum Erlangen künftig die beiden neuen Unit-Dose-Automaten: Aus ihren Ausgabeschächten kommen in Form eines handlichen Blisterschlauchs Kapseln, Tabletten und Dragees – unverwechselbar verpackt und etikettiert. Neben der verbesserten Arzneimitteltherapiesicherheit für Patientinnen und Patienten entlastet die neue digital gesteuerte automatisierte Medikamentenlogistik zusätzlich das Pflegepersonal auf den Stationen und übernimmt dessen aufwendige Arbeit, die Medikamente täglich von Hand zu stellen. „Im vierten und letzten Schritt händigen die Pflegefachkräfte die einzeln verpackten Medikamente an die Patientinnen und Patienten aus und dokumentieren dies elektronisch“, ergänzt Chefapotheker Frank Dörje. „Neben der Technologie ist die interprofessionelle Zusammenarbeit das A und O für ein funktionierendes Closed-Loop-Medication-Management.“

Individuelle Medikamentenversorgung für 2.000 Betten

Nach dem Startbefehl am PC beginnt es im Inneren des etwa zwei Meter hohen weißen Unit-Dose-Automaten, in dem bis zu 320 verschiedene Standardmedikamente Platz finden, zu rattern. Wenige Augenblicke später gleitet aus dem Ausgabespalt der individuell bedruckte Blisterschlauch für „Testpatientin Andrea“ auf der Station B3-1 im Chirurgischen Zentrum des Uniklinikums Erlangen: zwei weiße Tabletten und eine gelbe Kapsel sind jeweils separat in durchsichtigen Tüten verschweißt. Ein Barcode ergänzt das Datum und die Uhrzeit der Einnahme des Medikaments: Natriumhydrogencarbonat, 1 g, weiß, rund, einzunehmen am Mi., 27.09.2023, um 12.00 Uhr, unabhängig vom Essen; zusätzlich lassen sich über einen QR-Code alle Informationen des zugehörigen Beipackzettels für die Arznei abrufen. „Die beiden neuen Unit-Dose-Automaten bieten Raum für jeweils zehntausende einzelner Tabletten oder Kapseln“, berichtet Dr. Tobias Borst, der in der Apotheke des Uniklinikums Erlangen die Installation der neuen Technologie leitet. „Ein Unit-Dose-Automat gibt etwa 60 Tüten pro Minute als Blisterschlauch aus. Insgesamt können wir mit den beiden Automaten etwa 2.000 Patienten täglich mit Arzneimitteln versorgen.“

Mensch und Maschine arbeiten zusammen für höchste Medikationssicherheit

„Für jede Patientin und jeden Patienten einzeln verpacken die Automaten zuverlässig die ärztlich verordnete und pharmazeutisch geprüfte Medikation zu allen Einnahmezeitpunkten“, erklärt Prof. Dörje. „Anschließend erhalten die Pflegefachkräfte stationsweise die Blisterschläuche, um diese vor Ort richtig zuzuordnen.“ Vor der Ausgabe an die Stationen überprüfen Apothekerinnen und Apotheker mit einem optischen Kontrollgerät, ob alle Kapseln und Tabletten von den Automaten korrekt und unversehrt verpackt wurden. Eventuelle Fehler können manuell korrigiert werden. „Beim Unit-Dose-System arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand für eine Arzneimitteltherapie mit höchster Sicherheit“, sagt Prof. Dörje, der die Einführung der neuen Technologie gemeinsam mit seinem Team seit vier Jahren detailliert geplant hat. Um Platz für das neue System zu gewinnen, investierte das Uniklinikum Erlangen in eine umfangreiche Baumaßnahme im laufenden Betrieb. Chefapotheker Frank Dörje: „Um einen zusätzlichen Reinraum für die Aufstellung der beiden Automaten zu schaffen, wurde ein Areal im Erdgeschoss der Apotheke schrittweise geräumt und komplett umgebaut. Jetzt ermöglicht eine große Fensterfront den direkten Blick in den 60 Quadratmeter großen Reinraum und auf die Arbeitsplätze rund um das Unit-Dose-System.“

Pilotphase mit drei Stationsteams

Mitte Oktober 2023 startet die Pilotphase des neu installierten CLMMs auf gleich zwei Stationen in der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) und anschließend auf einer weiteren Station in der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen). „Dank der tatkräftigen Unterstützung durch die Pionierteams in den beiden Kliniken können wir in der Pilotphase insgesamt 90 Betten über das neue System versorgen“, berichtet Prof. Dörje. „Nach der Evaluierung der Ergebnisse von den Pilotstationen wird die automatisierte Arzneimittelversorgung über das Unit-Dose-System dann ab Sommer 2024 schrittweise auf alle Normalstationen des Uniklinikums Erlangen mit mehr als 1.300 Patientenbetten ausgeweitet.“

Einladung zu exklusiven Foto- und Filmaufnahmen

Das Uniklinikum Erlangen setzt die Unit-Dose-Technologie als erstes bayerisches Uniklinikum ein. Vertreterinnen und Vertreter der Medien erhalten im Beisein von Chefapotheker Prof. Dr. Frank Dörje und Projektleiter Dr. Tobias Borst eine Live-Demonstration am Donnerstag, 19. Oktober 2023, von 11.00 bis 13.00 Uhr. Foto- und Filmaufnahmen von der gesamten Prozesskette sind möglich. Um Anmeldung wird gebeten unter presse(at)uk-erlangen.de.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Frank Dörje
09131 85-33591
frank.doerje(at)uk-erlangen.de