Das Erlanger Teacher Practitioner-Projekt

Zur Förderung der patientenorientierten (oder auch: klinischen) Pharmazie initiierte die BA KlinPharm das Teacher Practitioner-Projekt. Bewerben konnten sich hierfür alle bayerischen Hochschulstandorte der Pharmazie. Überzeugen konnte der Gemeinschaftsantrag von Frau Prof. Dr. Kristina Friedland (Professur für Molekulare und Klinische Pharmazie, FAU Erlangen) und Prof. Dr. phil. nat. Frank Dörje, MBA (Chefapotheker, Universitätsklinikum Erlangen), in dem der Studentenunterricht in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber) durchgeführt wird.

Im Folgenden werden Auszüge eines Interviews vorgestellt, welches von der BA KlinPharm zu Beginn des Teacher Practitioner-Projektes im Januar 2012 mit Frau Prof. Leuner, Herrn Prof. Dörje und Frau Dircks, die die Stelle des Teacher Practitioners inne hat, durchgeführt wurde:

Wozu braucht man einen Lehrbeauftragten für die klinisch-pharmazeutische Praxis?

Dörje: "Seit Einführung des neuen Hochschulfaches Klinische Pharmazie ist die patientenorientierte Klinische Pharmazie in der deutschen Hochschulausbildung von Apothekern zunehmend bedeutsam. In angelsächsischen Ländern wurden Teacher-Practitioner-Stellen geschaffen, um den direkten Kontakt zwischen Studierenden und Patienten zu erleichtern. Durch die Etablierung von Teacher-Practitioner-Positionen sollte zum einen die Ausbildung praxisnäher werden, zum anderen aber auch klinisch-pharmazeutische Forschung in der Praxis unterstützt werden."

Was ist und macht ein Teacher Practitioner (TP)?

Dörje: "Ein Teacher Practitioner ist ein Krankenhausapotheker mit Lehr- und klinisch-pharmazeutischer Erfahrung. Für die TP-Tätigkeit im Rahmen unseres Projektes sind grundsätzlich drei Handlungsfelder vorgesehen: 1.) Die klinisch-pharmazeutische Stationstätigkeit in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des UK Erlangen 2.) Lehrtätigkeit in der patientennahen Studentenausbildung 3.) die Mitarbeit als Fallkonferenzleiter/in innerhalb der Postgraduiertenqualifikation der BA KlinPharm zum Medikationsmanager/in BA KlinPharm."  

Welchen Mehrwert hat der Teacher Practitioner (TP) für die Studenten?

Leuner: "Das Fach Klinische Pharmazie soll durch den TP deutlich verbessert werden und den Studenten mehr klinisch relevantes Wissen vermitteln. So werden die Studenten/innen im zweiten Modul das erlernte theoretische Wissen mit dem TP an einem Patientenfall anhand von Patientenkurven erstmals praktisch anwenden. Im nächsten Schritt findet das sogenannte „Bedside Teaching“ statt. Hier werden die Studenten, betreut vom TP, selber aktiv einen Patientenfall in der Klinik übernehmen und pharmazeutisch betreuen. Dadurch lernen die Studenten fallbezogen die Identifizierung und den Umgang mit arzneimittelbezogenen Problemen aber auch die Kommunikation mit den Patienten/innen, den Ärzten und dem Pflegepersonal. Die Studenten/innen werden durch den TP aktiv begleitet im klinischen Setting und bekommen vom TP strukturiertes Feedback über die wichtigen Lerninhalte."

Im Universitätsklinikum Erlangen arbeiten Sie, Frau Dircks, auf einer psychiatrischen Intensivstation. Wie sieht Ihre Tätigkeit dort aus?

Dircks: "Meine Tätigkeit auf der Station wird durch die enge Kooperation zwischen dem Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik, Prof. Dr. Kornhuber, dem Oberarzt Prof. Dr. Thürauf, Herrn Prof. Dr. Dörje und Frau Prof. Leuner möglich. Bei der Aufnahme der Patientinnen und Patienten kümmere ich mich um eine ausführliche Arzneimittelanamnese. Dabei konzentriere ich mich jedoch in Absprache mit den behandelnden Ärzten auf Patienten, bei denen die Medikation komplex oder unklar ist. Gerade im psychiatrischen Bereich ist eine komplette Historie der schon erprobten Medikamente sehr wertvoll um eine Entscheidung über den weiteren Therapieverlauf treffen zu können. Außerdem führe ich Beratungsgespräche für die Patienten vor der Entlassung durch. Dabei geht es vor allem darum, das Verständnis der Patientinnen über ihre Arzneimittel zu erhöhen, um so eine verbesserte Compliance zu erreichen. Während meiner bisherigen Tätigkeit auf der Station konnte ich einen sehr hohen Beratungsbedarf der Patientinnen hinsichtlich Ihrer Medikamente feststellen. Des Weiteren stehe ich dem Pflegepersonal und den Ärzten für Fragen hinsichtlich der Arzneimitteltherapie zur Seite. Um einerseits auf der Station präsent zu sein, aber auch um andererseits die Entwicklungen der Patienten verfolgen zu können, nehme ich ein- bis zweimal wöchentlich an den Visiten teil."